Vorschau

figurationen 01/2023: Gemeinschaftlichkeit/Commonality

Gastedition: Sandra Biberstein, Louise Décaillet, Nina Seiler, Dorota Sajewska (Projektgruppe Krise & Communitas)

Gemeinschaftlichkeit beschreibt Formen des Miteinanderseins und Zusammenlebens, die als Ergebnis spontanen und intuitiven Handelns und nicht festgelegter sozialer Zweckmäßigkeit angesehen werden können. Gemeinschaftlichkeit lässt sich also nicht mit Formen von Gemeinschaft gleichsetzen, die auf die Etablierung einer um die gleichen Werte und Interessen organisierten Gruppe oder eines identitätsstiftenden Kollektivs abzielen. Gemeinschaftlichkeit zeichnet sich vielmehr durch die Offenheit für Anderssein und Vielfältigkeit aus und ähnelt somit der Communitas im Sinne Victor Turners, mit ihren nicht-teleologischen und performativen Beziehungsdimensionen, ihrer dialektischen und prozessualen Kritik an der Societas sowie ihrem emanzipatorischen und imaginativen Potenzial.

Um nicht in den von Ritualprozessen geprägten Überlegungen zur Communitas zu verharren, schlägt dieses Heft den Begriff der Gemeinschaftlichkeit vor, um die fluiden Dynamiken von Interaktion und Bezugnahme zu untersuchen. Welche Prozesse können dazu beitragen, das Entstehen und die verschiedenen Formen von Gemeinschaftlichkeit neu auszuloten? Welche Formen von Selbstreflexivität und welches Bewusstsein für die Prekarität von Beziehungen sind dabei im Spiel? Das Heft konzentriert sich auf Konzepte, Theorien sowie Manifestationen kreativen Handelns, die neue Formen von Gemeinschaftlichkeit entwerfen und/oder hervorbringen. Beiträge aus Theater- und Performanceforschung, Literatur- und Kulturwissenschaft, Anthropologie und künstlerischer Praxis fokussieren nicht nur zwischenmenschliche Beziehungen, sondern auch jene Formen der Gemeinschaftlichkeit/Commonality, die Vielfältigkeit, netzwerkartige Akteure, mehr-als-menschliche Relationalität einschließen.


figurationen 02/2023: Unruhe 
Gasteditorin: Karin Harrasser