Editorial
In diesem Jahr erscheinen die figurationen in einem Doppelheft, und das hat einen guten Grund. Es gibt etwas zu feiern: Das vorliegende Heft ist ein Jubelband zum zehnjährigen Bestehen der figurationen. Die figurationen starteten im Jahr 1999 programmatisch: Aus den drei Titelschwerpunkten des ersten Heftes – Gender, Literatur, Kultur – sollten sich in den kommenden Jahren die einzelnen Themen entwickeln. Das erste Heft, die blaue 0-Nummer, wurde mit großem Optimismus und einer nicht geringen Portion Wagemut selbst produziert. Das Wagnis glückte, denn mit dieser 0-Nummer fand die Zeitschrift rasch ihr Verlagshaus, den Böhlau-Verlag. Zu den Autorinnen und Autoren des ersten Heftes zählten einige große Namen – Judith Butler, Geoffrey Hartman, Shoshana Felman, Teresa de Lauretis, Hartmut Böhme, Sigrid Weigel, Elisabeth Bronfen, Londa Schiebinger, Catherine Belsey, Yoko Tawada –, die an der Konzeption Gefallen fanden und bei aller unterschiedlicher wissenschaftlicher Couleur überzeugt waren, dass eine an Gender-Fragen interessierte Zeitschrift mit kulturwissenschaftlicher Orientierung ihre Leser und Leserinnen finden würde. Mit dieser Überzeugung und mit der Windenergie, die aus der dynamischen Beziehung zwischen den Titelaspekten Literatur-Kultur-Gender gewonnen wird, sind die figurationen seither weit gesegelt. Den ersten Anschub gab nicht zuletzt das Konzept einer mehrsprachig erscheinenden, jeweils von Gasteditorinnen und Gasteditoren betreuten Zeitschrift. Im diesjährigen Doppelheft wird die Mehrsprachigkeit selbst zum Thema. Damit wenden sich die figurationen ein weiteres Mal einem Schnittpunkt brisanter kultureller, politischer, poetischer und artistischer Fragen zu. Wie auf unserem Foto unschwer zu erkennen ist, fiel die 0-Nummer noch in eine Zeit langer Röcke. Der erste Jahrgang brachte nicht nur einen modischen Wechsel: Die Zeitschrift zog nach Zürich um, und Caroline Torra-Mattenklott kam in die Redaktion. Später schloss sich Alexandra Kleihues an. Zu den redaktionellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehörten in der Vergangenheit außerdem Ines Kappert, Alexandra Stäheli, Thomas Strässle, Franziska Struzek-Krähenbühl, Simon Zumsteg, Sergej Rickenbacher und Yvonne Buchser – ohne sie wäre die fortgesetzte Reihe farbiger Stoffe der Zeitschrift nicht möglich gewesen. Unser Dank für zehn Jahre erfreulicher Zusammenarbeit gilt selbstverständlich auch denjenigen, die die figurationen immer wieder in einem neuen Kleid auf den Parcours geschickt haben: Die Designer Stefan Schreck, Jlien Dütschler und nun – ab diesem Heft – Pascale Osterwalder. Sie hat, gewissermaßen als Festgewand, ein neues Kleid in Form eines leicht veränderten Layouts beigetragen. Nicht zu vergessen schließlich die Gasteditoren und Gasteditorinnen, denen wir engagiert und liebevoll zusammengestellte Hefte verdanken und die das Konzept der wechselnden Reihe mit Einfallsreichtum ausgebaut haben.
Es sei nicht verschwiegen, dass die Zeitschrift auf finanzielle Unterstützung von vielen Seiten angewiesen war und sein wird. Wir danken den Stiftungen und Institutionen, die die letzten zehn Jahre der figurationen ermöglicht haben, und wir hoffen auf Unterstützung auch in der Zukunft. In einer Zukunft, in der uns nach wie vor Gültigkeit zu besitzen scheint, was in der 0-Nummer so formuliert wurde: Die Themen der figurationen leben „gleichviel vom inner-europäischen Austausch wie von der transatlantischen Perspektive und zugleich von der Infragestellung etablierter Geschlechtergrenzen.“
Der herzliche Dank der Redaktion geht auch an den Gasteditor des Jubelheftes, den Zürcher Komparatisten Marco Baschera, an alle Leserinnen, Abonnenten und Autorinnen, die den intellektuellen Austausch mit den figurationen gepflegt haben und bis heute unterhalten, und last but not least an den Verlag.
Zürich, im Juli 2009